WENN DAS SüßE ZUM KITT DER ERNäHRUNGSPYRAMIDE WIRD

Natürlich ist Obst besser als Süßes, Gemüse besser als Obst, und am allerbesten ist es, ein Leben voller Schrot und Korn zu führen. Auch viele Kinder wissen das, die bunte Ernährungspyramide, unten sechs Kästchen mit Wasser, dann drei Kästchen Gemüse plus zwei Kästchen Obst, dann vier Kästchen Getreide, taucht im Vorschulalter erstmals auf.

Gewitzte Kinder ergänzen die breite Bodenplatte des Wassers mit einem noch breiteren Kellergeschoss und schreiben „Schoko“ oder „Bomboms“ hinein, weil ihnen die läppische Minispitze der Pyramide für Süßes und Pommes einfach nicht reicht. Aufgabe der Eltern, jenseits des eigenen Schweinehunds dafür zu sorgen, dass dieser Kinderwunsch nicht der Wirklichkeit entspricht.

Hafercracker und Brokkoli-Bausteine

Am ersten ungewohnt warmen Frühlingstag beim Grillen landet deutlich mehr Gemüse und Fisch auf dem Rost als noch vor ein paar Jahren. Und als die Kinder mit Marshmallows und Gummibären heikle Forschungen zum Thema „Überzuckerte Desserts vom Grill“ anstellen, die an Händen, Besteck und Eltern ungeheure Haftkräfte entfalten, kommt uns die Erkenntnis: Das Süße, es ist kein Dreieck ganz oben – es klebt wie der geschmolzene Fruchtgummi-Kitt Pyramidenschicht auf Pyramidenschicht, Brokkoli-Bausteine an Lachs-Fischstäbchen, Hafercracker an salzarmen Kräuterquark.

Er legt sich als Verhandlungsmasse um Igitt-Diskussionen und sorgt verlässlich dafür, dass die Pyramide nicht umfällt oder Übergewicht kriegt. Und dafür verzichten wir doch gern auf die kleine Spitze.

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