„AUCH, WENN SIE UNTER 50 SIND“ - BEI ZWEI SYMPTOMEN SOLLTEN SIE SOFORT ZUR DARMSPIEGELUNG

Immer mehr Jüngere erkranken an Darmkrebs. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Studie. Frühere Vorsorgeuntersuchungen könnten hier helfen. Was ein Gastroenterologe rät.

In Deutschland erkranken jährlich 33.000 Männer und 28.000 Frauen an Darmkrebs. Damit ist Darmkrebs bei beiden Geschlechtern die dritthäufigste Krebserkrankung.

Das Erkrankungsrisiko steigt, wie bei den meisten Krebsarten, mit dem Alter: Ab dem 50. Lebensjahr tritt Darmkrebs vermehrt auf. Zuletzt sorgte jedoch eine Studie für Aufregung, wonach immer mehr junge Menschen an Krebs erkranken. Darmkrebs gehört dabei neben Brustkrebs und Bronchial- und Lungenkrebs zu den häufigsten früheinsetzenden Krebsarten.

„Bei zwei dieser Symptome sollten Sie wirklich eine Darmspiegelung durchführen lassen“

Die gute Nachricht: Wird Darmkrebs früh erkannt, ist er oftmals heilbar. Einige Experten appellieren deshalb, mögliche Krebsvorsorgeuntersuchungen schon vor dem 50. Lebensjahr wahrzunehmen.

Einer von ihnen ist James Cleary, Gastroenterologe und Onkologe am Dana-Farber Krebsinstitut in Boston. Er nennt gegenüber " Business Insider " folgende fünf Symptome für Darmkrebs:

  • ungewollter Gewichtsverlust: Gilt als Symptom für mehrere Krebsarten, darunter Darmkrebs. Laut Cleary handelt es sich dabei in der Regel um eine erhebliche Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Kilo in sechs Monaten bis zu einem Jahr. Er spricht von einem "Hochrisiko-Merkmal". Betroffene sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, insbesondere wenn ein zusätzliches Symptom, beispielsweise rektale Blutungen, auftritt.
  • anhaltende Müdigkeit: Wenn Sie sich ständig sehr müde fühlen, kann auch das ein Anzeichen sein. Hintergrund ist ein Blutverlust durch rektale Blutungen, der wiederum zu einem Mangel an gesunden roten Blutkörperchen führt.
  • Veränderungen im Stuhlgang: Dazu zählen häufigerer Toiletten-Gang, bleistiftdünner Stuhl, Durchfall, Verstopfung sowie Blut im oder am Stuhl.
  • Eisenmangelanämie (= niedriger Eisenspiegel): Durch den bereits genannten Blutverlust kann es zu einem Eisenmangel kommen. Anzeichen von Eisenmangel sind Müdigkeit, Energielosigkeit, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen.
  • Bauchschmerzen: wiederholte, krampfartige Bauchschmerzen, die länger als eine Woche anhalten, können ebenfalls ein Anzeichen sein.

Cleary betont: "Wer nur eins dieser Symptome bemerkt, sollte eine Darmspiegelung in Erwägung ziehen. Aber wenn Sie zwei dieser Symptome haben, ist die Wahrscheinlichkeit statistisch gesehen höher, und Sie sollten wirklich eine Darmspiegelung durchführen lassen.“ Das gelte auch schon für jüngere Menschen.

Darmspiegelung und Stuhlprobe: Diese Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gibt es

Es gibt zwei mögliche Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs. Experten halten beide für sinnvoll, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Konkret sind das:

  • Darmspiegelung (Koloskopie): Für Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren wird im gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramm eine Darmspiegelung angeboten. Sie ist zuverlässiger als der Stuhltest. Ärzte untersuchen dabei den Darm mit einem Endoskop von innen. Dabei können auch Darmpolypen (= mögliche Krebsvorstufen) sofort entfernt werden.
  • Stuhltest (Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl): Ab dem Alter von 50 Jahren jährlich und ab 55 Jahren alle zwei Jahre kann ein immunologischer Test auf verstecktes Blut im Stuhl durchgeführt werden. Hintergrund ist, dass Darmtumoren häufiger bluten als gesunde Darmschleimhaut. Ist der Stuhltest auffällig, wird in der Regel eine Koloskopie empfohlen.

Menschen mit einer genetischen Veranlagung, einer familiären Vorbelastung oder anderen Risikofaktoren wie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung gelten als besonders gefährdet. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über mögliche frühere Vorsorgeuntersuchungen.

Darmkrebs-Risikofaktoren verhindern: So können Sie sich schützen

Neben genetischen Faktoren und Umweltbelastungen spielt auch die Lebensweise eine Rolle bei der Entwicklung von Darmkrebs – auch in jungen Jahren, schreiben die Forschenden der eingangs erwähnten Studie. „Risikofaktoren der Ernährung, wie rotes Fleisch, viel Salz, wenig Obst, Gemüse und Milch, aber auch Alkoholkonsum und Rauchen sind die Hauptfaktoren hinter den früh einsetzenden Krebsfällen.“ Auch mit Übergewicht und einem erhöhten Blutzuckergehalt gebe es deutliche Zusammenhänge.

Nach Ansicht des Teams könnte daher zumindest ein Teil dieser Krebsfälle durch eine gesündere Lebensweise verzögert, wenn nicht sogar vermieden werden.

Als Präventionstipps empfiehlt auch das DKFZ entsprechend:

  • nicht Rauchen
  • regelmäßige Bewegung (unabhängig von Übergewicht)
  • Vermeidung von Übergewicht
  • Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen, viel Gemüse und wenig rotem Fleisch
  • wenig beziehungsweise möglichst kein Alkohol
  • ab dem 50. Lebensjahr Früherkennungsuntersuchungen

Um den Trend zu brechen, sei jedoch auch mehr Aufklärung und eine bessere Früherkennung wichtig. Auch müssten Krebstherapien für jüngere Patienten angepasst werden.

Zwei Drittel der Darmkrebspatienten sind fünf Jahre nach Diagnose noch am Leben

Je nach Tumor und Gesundheitszustand des Patienten kann zur Behandlung der betroffene Darmabschnitt entfernt werden oder eine Strahlen-, eine Chemo- oder eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie erfolgen.

Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch zwei Drittel der Männer und Frauen. Eine positive Entwicklung, die Experten unter anderem der Krebsfrüherkennung und -behandlung zuschreiben.

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