HOHE DUNKELZIFFER - DYSMORPHOPHOBIE: WARUM DAS SPIEGELBILD BEI MANCHEN MENSCHEN ZUR QUAL WIRD

Offiziell leiden nur wenige Menschen unter der Erkrankung „Dysmorphophobie“. Dermatologe und Schönheitschirurg Afschin Fatemi erklärt, was es mit der Störung auf sich hat, was die Symptome sind und wo Betroffene Hilfe finden.

Was ist Dysmorphophobie ?

Menschen, die unter Dysmorphophobie leiden, haben eine Störung bei der sie kleinste Details an ihrem Körper als unästhetisch und unpassend empfinden. Diese Menschen können einem ausführlich jeden vermeidlichen Mangel an ihrem Körper beschreiben, doch für die Augen des anderen bleiben diese unsichtbar.

Man findet Falten, wo keine sind, empfindet eine gerade Nase als krumm oder denkt enganliegende Ohren stünden ab. Die Betroffenen einer Körperschemastörung, wie man Dysmorphophobie auch nennt, stehen daher unter einem massiven psychischen Druck. Die Störung kann zu erheblichem Leiden und Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.

Was sind die Symptome und Ursachen einer Dysmorphophobie?

Die Symptome von einer Dysmorphophobie umfassen

  • obsessive Gedanken über vermeintliche Defekte im Aussehen,
  • übermäßiges Überprüfen des Spiegelbilds,
  • Vergleich des eigenen Aussehens mit anderen und
  • eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Die Ursachen von körperdysmorphen Störungen sind vielschichtig und können genetischer, neurobiologischer oder psychologischer Natur sein. Traumata, soziale Normen bezüglich des Aussehens und kulturelle Einflüsse können ebenfalls eine Rolle spielen. Die genauen Ursachen sind allerdings unerkannt und noch nicht ausreichend erforscht.

Kann ein Schönheitschirurg den Betroffenen mit einem Eingriff nicht auch helfen?

Würde man diese Menschen als Schönheitschirurg operieren, wären sie auch danach nicht zufrieden mit ihrem Körper. Sobald ein Eingriff abgeschlossen wäre, würden die Betroffenen eine neue Stelle finden, mit der sie unglücklich sind. Ein Teufelskreis aus dem sie ohne psychologische Hilfe nicht herauskommen.

Die Übergänge zwischen einer reinen Unzufriedenheit und einer Körperschemastörung sind fließend und mitunter ist die Krankheit schwer auszumachen. Geschulte Schönheitschirurgen sollten erkennen, dass die Betroffenen Hilfe von einem Psychologen und nicht von einem Operateur benötigen.

In diesen Fällen ist es ethisch nicht vertretbar, Eingriffe durchzuführen. Daher sind ausführliche Beratungsgespräche vor jedem Eingriff auch so wichtig. Hier gilt es gezielt nachzufragen, um die Beweggründe für eine Operation genau eruieren zu können und die Patienten, im Falle von Anzeichen einer Körperschemastörung, an einen Psychologen zu verweisen.

Wie viele Menschen leiden unter der Störung?

Die Dunkelziffer ist sehr hoch, da viele Betroffene sich keine Hilfe suchen. Oft sind sie sich der Störung gar nicht bewusst und halten ihren Körper einfach für unzureichend. Oft haben die Betroffenen auch gleichzeitig andere psychische Erkrankungen, hinter denen sich die Anzeichen der Dhysmorphophobie dann verstecken können.

Es ist jedoch bekannt, dass diese Störung vergleichsweise häufig vorkommt. In der Allgemeinbevölkerung beträgt die geschätzte Prävalenz von Dhysmorphophobie bei etwa 1 bis 2 Prozent.

 

Wo finden Betroffene Hilfe?

Bei jemanden, der die Problematiken, die der Dhysmorphophobie zu Grunde liegen, gemeinsam mit Ihnen ergründen kann. Mittlerweile gibt es viele Psychologen, die sich mit der Thematik hervorragend auskennen. An der Universität Münster gibt es beispielsweise eine Spezialambulanz für körperdysmorphe Störungen.

Als Spezialist für ästhetische Eingriffe finde ich es ausgesprochen wichtig, dass es diese Einrichtungen gibt, denn Menschen mit diesem psychischen Leiden haben die passende Hilfe verdient. Eine Lösung für ihre Probleme finden sie nicht im Behandlungszimmer von mir oder meinen Kollegen.

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