MRT-WARTEZEITEN: DIE HäSSLICHE FRATZE DER ZWEIKLASSENMEDIZIN

Die Bevölkerung wächst, wird älter und kränker – begleitet vom medizinischen Fortschritt, insbesondere hinsichtlich diagnostischer Möglichkeiten wie etwa der Magnetresonanztomografie (MRT). Mit diesem Verfahren lassen sich detaillierte Schnittbilder des Körpers in hoher Auflösung erzeugen, die sich besonders gut zur Darstellung von Weichteilgewebe wie etwa Gehirn, Rückenmark, Bändern (Gelenken) oder inneren Organen eignen.

Wer in Wien diese Untersuchung per ärztlicher Zuweisung benötigt, wartet mindestens sechs Wochen darauf – selbst dann, wenn er oder sie starke Schmerzen hat und die Abklärung der Beschwerden unbestritten dringend ist. Der Grund: Es sind schlichtweg zu wenige Geräte verfügbar, ihre Zahl wurde in den vergangenen zehn Jahren de facto nicht erhöht. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), die in diesem Bereich Spielraum hat und an der prekären Situation etwas ändern kann, rechtfertigt diesen Umstand hauptsächlich damit, dass in Österreich seitens der Ärzte zu leichtfertig zugewiesen werde und die MRT-Geräte in Spitälern nicht ausgelastet seien. Wie komme also die ÖGK dazu, vor diesem Hintergrund eine derart hohe Zahl an Untersuchungen zu bezahlen? Noch dazu in Anbetracht der Tatsache, dass bekanntlich auch die Spitäler von der ÖGK mitfinanziert werden. Ein MRT kostet im Übrigen etwa 250 Euro.

Nun dürfte tatsächlich an beiden von der ÖGK angeführten Argumenten etwas dran sein, bis zu einem gewissen Grad sind sie auch zu erklären – etwa mit dem Wegfall der Chefarztpflicht vor zehn Jahren. Aber darauf mit Ignoranz und Gleichgültigkeit zu reagieren und Patienten wochenlang warten zu lassen, anstatt als Akutmaßnahme mehr Geräte und somit mehr Leistungen zu genehmigen, während parallel dazu an einer nachhaltigen Lösung gearbeitet wird, ist eine nicht zulässige, geradezu selbstgefällige und höhnische Haltung. Sehenden Auges zuzulassen, dass Privatpatienten rascher zu einem MRT kommen als Kassenpatienten, ist ein brutaler Willkürakt und offenbart die hässliche Fratze der Zweiklassenmedizin, die es in Österreich selbstverständlich gibt.

In diesem Kontext besonders bitter: Um so viel Geld geht es gar nicht. Mehr MRT-Untersuchungen zu ermöglichen und die Wartezeiten zu verkürzen würde das Budget der ÖGK nicht nennenswert belasten. Aber Geld scheint gar nicht das Motiv zu sein. Sondern das, was in Österreich in 99 Prozent der Fälle die Ursache für die sinkende Qualität der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung ist – Kräftemessen, Graben- und Machtkämpfe.

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