ABNEHMSPRITZE WIRKT AUCH BEI üBERGEWICHTIGEN KINDERN

Der Wirkstoff Liraglutid führte bei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren zur Gewichtsabnahme. Ein wegweisendes Ergebnis für die Adipositas-Vorsorge.

Übergewicht ist keineswegs nur ein Erwachsenenproblem. Die Österreicher sind zu dick, warnt nun die Gesundheitskasse (ÖGK). Aktuell sind bereits etwas mehr als die Hälfte der Erwachsenen und rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen übergewichtig oder adipös. Das Problematische daran: Fettleibigkeit ist nicht nur ein kurzfristiges Problem, denn aus fettleibigen Kindern werden in der Regel fettleibige Erwachsene, die ein Leben lang mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Daher ist es wichtig, bereits im Kindesalter gegenzusteuern.

Für Erwachsene, die Hilfe bei der Gewichtsabnahme brauchen, gibt es die "Abnehmspritze" auf dem Markt. Ursprünglich ein Diabetes-Medikament, imitiert der Wirkstoff die Wirkung eines Hormons namens GLP-1, um Appetit und Hungergefühl zu reduzieren, die Freisetzung von Nahrung aus dem Magen zu verlangsamen und das Sättigungsgefühl nach dem Essen zu steigern. Eine neue Studie der University Minnesota (USA) hat untersucht, ob die Spritze auch eine Option für Kinder von 6 bis 12 Jahren sein könnte, denn die müssen sich bislang auf Änderungen des Lebensstils wie Ernährung, Bewegung und Beratung verlassen, um Gewicht zu verlieren. Die Forscher untersuchten die Auswirkungen des Wirkstoffs Liraglutid auf Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, die einen hohen Body-Mass-Index (BMI) aufwiesen. Der durchschnittliche 10-Jährige in der Studie wog etwa 70 Kilogramm. Mehr als die Hälfte der Kinder hatten mindestens eine mit Fettleibigkeit verbundene Komplikation, wie etwa Insulinresistenz oder frühe Pubertät.

An der Studie nahmen 82 Kinder teil, von denen 56 einmal täglich ein Jahr lang eine Injektion mit Liraglutid erhielten. Die übrigen erhielten ein Placebo. Alle Kinder erhielten außerdem eine Beratung, die sie zu einer gesünderen Ernährung und zu einer mindestens einstündigen sportlichen Betätigung von mittlerer bis hoher Intensität anregen sollte.

Die Ergebnisse der Gruppen unterschieden sich erheblich. In etwas mehr als einem Jahr betrug die mittlere Veränderung des BMI bei den Kindern in der Liraglutid-Gruppe minus 5,8 Prozent. In der Placebogruppe stieg er um 1,6 Prozent.

Die mittlere Veränderung des Körpergewichts betrug +1,6 Prozent bei Liraglutid und +10 Prozent bei Placebo – ein Unterschied von 8,4 Prozent.

Kinder in diesem Alter wachsen ständig, und daher sei zu erwarten, dass ihr Körpergewicht im Laufe eines Jahres zunimmt. Der BMI berücksichtigt sowohl die Körpergröße als auch das Gewicht und ist daher aussagekräftiger, sagen die Forscher.

"In unserer Studie verbesserten sich der diastolische Blutdruck und der Hämoglobin-A1c-Wert [HbA1c], ein Maß für die Blutzuckerkontrolle, bei jenen Kindern, die Liraglutid erhielten, stärker als bei Kindern, die ein Placebo erhielten", so Studien-Co-Autorin Claudia Fox. "Die Ergebnisse dieser Studie sind vielversprechend für die Zukunft von Kindern, die mit Fettleibigkeit leben. Bis heute gab es für Kinder praktisch keine Behandlungsmöglichkeiten für Fettleibigkeit. Man hat ihnen gesagt, sie sollten sich bei der Ernährung und beim Sport 'mehr anstrengen'. Da es nun ein Medikament gibt, das die der Fettleibigkeit zugrunde liegende Physiologie anspricht, besteht Hoffnung, dass übergewichtige Kinder ein gesünderes und produktiveres Leben führen können", sagte Fox.

Gastrointestinale Nebenwirkungen (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) waren am häufigsten und traten bei 80,4 Prozent der mit Liraglutid behandelten Kinder und bei 53,8 Prozent der mit Placebo behandelten Kinder auf. Die Magenprobleme traten in der Regel zu Beginn der Studie auf und nahmen mit der Zeit ab, sagte sie. 10,7 Prozent der Patienten in der Liraglutid-Gruppe brachen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab, in der Placebo-Gruppe dagegen niemand.

Die Studie war auch nicht darauf ausgerichtet, wie lange die Kinder die Medikamente einnehmen mussten. Als der Versuchszeitraum vorbei war und die Kinder die Medikamente nicht mehr einnahmen oder keine Beratung erhielten, stieg ihr BMI wieder an. Allerdings war der Anstieg bei dieser jüngeren Altersgruppe nicht so signifikant wie bei Jugendlichen in früheren Studien, und das könnte bedeuten, dass die Medikamente bei früherem Einsatz langfristig bessere Ergebnisse erzielen.

2024-09-15T05:16:32Z dg43tfdfdgfd