DICKDARMKREBS-FRüHERKENNUNG IM BURGENLAND: MEHR ALS DOPPELT SO VIELE FäLLE ERKANNT

Mit dem Einladungsscreening auf Dickdarmkrebs per Stuhltest und Koloskopie im Verdachtsfall werden im Burgenland etwa doppelt so viele Karzinome entdeckt als mit mehr oder weniger zufälligen („opportunistischen“) Darmspiegelungen. Diese erfolgreiche Bilanz haben jetzt Wiener und burgenländische Wissenschafter in einer Studie mit Daten von rund 25.000 Personen gezogen.

Seit vielen Jahren wird von Fachleuten ein österreichweites Screeningprogramm auf Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) gefordert. In Österreich erkranken jedes Jahr rund 4.500 Menschen an Darmkrebs, die Zahl der Todesopfer liegt bei rund 2.000. Bei Entdeckung von Darmpolypen als mögliche Vorstadien bösartiger Veränderungen lässt sich Krebs durch deren Entfernung überhaupt verhindern. Im Frühstadium sind viele dieser Karzinomerkrankungen heilbar. Die Darmspiegelung gilt als das beste Beispiel für die Wirksamkeit von Krebs-Vorsorgeuntersuchungen.

Burgenland und Vorarlberg als Vorreiter

Einem österreichweiten Screeningprogramm vorgeprescht sind vor allem das Burgenland und später auch Vorarlberg. Das östlichste Bundesland hat das sogenannte B-PREDICT-Projekt umgesetzt. „Das Screeningprogramm auf kolorektalen Krebs (CRC) B-PREDICT ist ein zweistufiges bevölkerungsweites Projekt mit einem immunochemischen Stuhltest (FIT, auf Blutspuren; Anm.) für das anfängliche Screening, das bei einem positiven FIT-Befund (Verdacht auf ein Karzinom; Anm.) von einer Darmspiegelung gefolgt wird“, schrieben jetzt Andrea Gsur vom Krebsforschungszentrum der MedUni Wien und ihre Co-Autoren in „BMC Gastroenterology“ (doi: 10.1186/s12876-024-03242-7).

In dem Screeningprogramm werden alle Einwohner des Burgenlands im Alter zwischen 40 und 80 Jahren einmal im Jahr zu einem FIT-Stuhltest eingeladen. In der Studie wurden die Daten von allen Personen, die zwischen Anfang 2003 und Ende 2014 eine Darmspiegelung durchführen hatten lassen, analysiert. Bei 15.133 Personen war das nach einem positiven FIT-Test der Fall, bei 10.045 Burgenländern erfolgte die Koloskopie so wie zumeist in Österreich: ohne Einladung, auf Rat eines Arztes oder einfach, weil sich der Einzelne dafür interessiert. Das nennt man in Fachkreisen „opportunistisches“ Screening.

Sterblichkeit lässt sich drastisch senken

Die Ergebnisse sprechen eindeutig für die Teilnahme an einem geregelten Screeningprogramm auf Einladung und mit einem entsprechend etablierten Ablauf. Die Wissenschafter: „Die Erkennungsrate auf ein kolorektales Karzinom betrug 1,34 Prozent in der B-PREDICT-Gruppe im Vergleich zu 0,54 Prozent in der OPP-COL-Gruppe (opportunistisches Screening; Anm.).“ Auch bei den Hochrisiko-Adenomen als mögliche Vorstufe zu einem Karzinom zeigte sich eine doppelt so hohe Entdeckungsrate im Rahmen des geregelten Screeningprogramms im Vergleich zu den Zufallsfunden, so die Wissenschafter.

Durch Vorsorge-Koloskopien ab dem Alter von 50 Jahren im Abstand von sieben bis zehn Jahren lässt sich die Häufigkeit und die Sterblichkeit durch Dickdarmkarzinome drastisch senken. In Deutschland konnte dadurch die Kolonkarzinom-Mortalität um bis zu 40 Prozent reduziert werden, hat im Jahr 2021 eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ/Heidelberg) ergeben. (APA)

2024-05-06T07:25:16Z dg43tfdfdgfd