WIENERIN MIT NEURODERMITIS: "KRATZTE MICH OFT BLUTIG"

Katharina Ziegelbauer litt lange unter Neurodermitis, erst die Traditionelle Chinesische Medizin half ihr. Ihr Wissen gibt sie nun in Buchform weiter.

"Die Haut ist mein Schwach- und zugleich mein Starkpunkt", erklärt Katharina Ziegelbauer im Gespräch mit "Heute". Seit 2008 ist die Wienerin diplomierte Ernährungsberaterin nach TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), davor lag ein langer Leidensweg mit Neurodermitis.

"Angefangen hat es mit 12 Jahren mit roten, trockenen Stellen und Juckreiz in Ellenbeugen und Kniekehlen", erzählt die 51-Jährige. Die Diagnose war schnell klar: Neurodermitis, eine chronische Hauterkrankung mit Ausschlag und starkem Juckreiz. "Laut den Ärzten hatte es nichts mit der Ernährung zu tun, die war nie Thema. Eine Hautärztin riet meiner Mutter sogar, mir mehr Liebe zu geben", erinnert sich Ziegelbauer.

Mit den Jahren wurde es immer schlimmer: "Ich bekam Cortison und Fettcremes. Aber das Cortison hat immer weniger geholfen, meine Haut wurde faltig und immer dünner", berichtet die Zweifach-Mama. Mit etwa 19 Jahren war die Krankheit dann am "Höhepunkt": "Es hat sich immer mehr ausgebreitet. Ich habe mich jede Nacht blutig gekratzt und musste sogar Verbände tragen, wenn ich in die Schule ging."

In ihrer Verzweiflung probierte die Wienerin (Alternativ-)Methoden aus: "Zuerst habe ich eine Bioresonanz-Therapie gemacht, die hat mir kurzfristig geholfen. Dann wurde es aber wieder schlimmer."

Die erste Wende brachte dann eine F.-X.-Mayr-Kur – mit Kräutertee statt Milch: "Meine Haut wurde langsam, aber sicher besser. Ich stellte meine Ernährung teilweise um, weil ich merkte, dass sie einen Einfluss auf die Neurodermitis hat", meint die 51-Jährige, die damals etwa aufhörte, Kuhmilch zu trinken.

Dadurch blieb der Juckreiz erträglich, nur noch wenige Hautstellen waren betroffen: "Meine Hände waren allerdings noch immer rissig und offen, die Nägel rillig." Mit Anfang 30 verschlechterte sich der Zustand der Haut jedoch plötzlich wieder: "Neben den Händen waren jetzt auch mein Gesicht, Beine und Oberkörper betroffen. Und ich war gerade frisch verliebt", erzählt die Ernährungsberaterin.

Durch Zufall kam Ziegelbauer mit TCM in Berührung: "Drei Frauen aus meinem Chor haben damals eine TCM-Ausbildung gemacht. Da habe ich beschlossen, ich gebe TCM auch eine Chance." Die Wienerin versuchte, ihre Sucht nach Süßigkeiten zu überwinden und begann, sich nach den TCM-Prinzipien zu ernähren. Zudem suchte sie selbst einen TCM-Arzt auf, der ihr chinesische Kräuter verschrieb.

"Ich habe so gern Süßes gegessen – schon als Kind gab's zum Frühstück Kuhmilch und Kuchen. Dann habe ich auf ein gekochtes Frühstück umgestellt. Ich mache mir zum Beispiel ein Porridge mit Reis- oder Hafermilch, dazu Kokosflocken und Rosinen. Das Ganze funktioniert auch mit Polenta oder Grießbrei. Man muss auf regelmäßig gekochte Mahlzeiten achten", rät Ziegelbauer, die auf ihrer Homepage ernaehrungsberatung-wien.at auch einen Blog hat.

Schon nach wenigen Monaten stellten sich die ersten Verbesserungen ein, nach etwa einem Jahr war das Hautbild stabil: "Ich habe einfach gemerkt, dass es funktioniert. Ich hatte mehr Energie, konnte leichter aufstehen, und die Kopfschmerzen waren weg", freut sich die Wienerin.

Die Begeisterung über den Erfolg führte schließlich auch zu einer 1,5-jährigen Ausbildung als Ernährungsberaterin nach TCM sowie zur Veröffentlichung zahlreicher Bücher: "Ich will mein Wissen weitergeben – vor allem auch an Neurodermitis-Betroffene. Der wichtigste Punkt ist ein gekochtes Frühstück – und zwar möglichst regelmäßig. Dann würde ich darauf achten, überhaupt mehr zu kochen und Brotmahlzeiten zu reduzieren. Der dritte Punkt wäre wohl, weniger Rohkost zu essen", klärt Ziegelbauer auf.

Vor kurzem ist nun auch ihr Ratgeber "Richtig essen bei Neurodermitis" (128 Seiten, Kneipp Verlag Wien, 22 Euro) in einer Neuauflage erschienen. Darin finden sich Selbsttests, Merklisten und mehr als 60 alltagstaugliche Rezepte wie etwa marinierte Tofuspieße auf Kokos-Mungbohnenreis.

"Menschen mit Hautproblemen müssen die Haut dabei unterstützen, die feuchte Hitze auszuleiten. Denn, wenn der Darm das nicht schafft, muss es über die Haut passieren. Eine Reiskur eignet sich dafür zum Beispiel sehr gut, denn sie kühlt und trocknet. Auch beim Übergang der Jahreszeiten ist eine Entlastungskur empfehlenswert", meint die Expertin.

Auch Emotionen spielen gerade bei Hautproblemen eine große Rolle: "Bei wichtigen Ereignissen wie Todesfällen, Trennungen oder Schwangerschaften reagiert die Haut. Und natürlich kann es auch immer wieder zu Rückschlägen kommen. Die Neurodermitis ist ja nicht über Nacht weg. Manche brauchen ein paar Wochen, andere ein Jahr. Auch bei mir hat es gedauert. Was die Neurodermitis betrifft, bin ich dafür seit Jahren komplett beschwerdefrei."

2024-05-05T17:19:04Z dg43tfdfdgfd