DIAGNOSE HERZGEFäßERKRANKUNG: RAUCHSTOPP HALBIERT STERBERISIKO

Die Herzkranzgefäße (Koronargefäße) versorgen unseren Herzmuskel mit Blut und transportieren es wieder ab. Arterienverkalkung verringert zunehmend den Durchmesser der Gefäße, die ihre Aufgabe dann nicht mehr erfüllen können. Es kommt zur koronaren Herzkrankheit. 450.000 Menschen sind in Österreich betroffen. Was Arterienverkalkung verursacht, ist gut erforscht, neben Bluthochdruck, Cholesterinspiegel, Diabetes mellitus oder Übergewicht ist Rauchen ein Risikofaktor.

Neue Ergebnisse einer großangelegten Studie, die beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) präsentiert wurden, zeigen: Wer nach der Diagnose einer koronaren Herzkrankheit (KHK) seinen Zigarettenkonsum gänzlich einstellt, kann das Risiko für einen - mitunter tödlichen - Herzinfarkt nahezu halbieren. Nur weniger zu rauchen, hat keinen großen Effekt.

Bisher größte Registerstudie zu koronarer Herzkrankheit

Mit seiner Forschungsgruppe analysierte Jules Mesnier vom Hospital Bichat-Claude Bernard in Paris 32.378 Personen mit stabiler KHK. Die Daten stammen aus dem größten, jemals an Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) durchgeführten Register mit der Bezeichnung "Clarify", wobei 45 Länder beteiligt waren. Auch Österreich nahm mit rund 400 Patienten teil. Über einen Zeitraum von fünf Jahren erhoben die Forschenden jährlich die Raucherhistorie, den aktuellen Raucherstatus sowie das Auftreten von kardiovaskulärem Tod oder Herzinfarkt der Erkrankten. 

Im Schnitt 6,5 Jahre nach der KHK-Diagnose wurden die Teilnehmenden in die Studie eingeschlossen. 12,5 Prozent der Personen rauchten, 46,2 Prozent waren ehemalige Raucher und 41,3 Prozent hatten nie geraucht. 

Das erste Jahr kann entscheiden

Von den ehemaligen Rauchern hatten 72,8 Prozent innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört, 27,2 Prozent hörten in den darauffolgenden Jahren auf. Sie alle konnten durch den Rauchstopp ihr Risiko für Tod oder Herzinfarkt um 44 Prozent reduzieren. Für einen Großteil der Patienten war also das erste Jahr nach der Diagnose das entscheidende Zeitfenster für das Aufhören. 

„Im ersten Jahr nach der Diagnose der KHK sollten Ärzte bei jeder sich bietenden Gelegenheit ansprechen, wie wichtig es ist, mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Studienleiter Mesnier.

Weniger Rauchen bringt nicht viel

Einige Patienten reduzierten ihren Zigarettenkonsum nur. Im Vergleich zu jenen, die normal weiterrauchten, verringerte sich ihr Risiko jedoch nicht signifikant. Wer nach der KHK-Diagnose nach wie vor weiterrauchte, hatte mit jedem Jahr ein um 8 Prozent erhöhtes Risiko für Tod oder Herzinfarkt. 

Die Studie zeigt auch: Das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse sinkt zwar deutlich mit einem Rauchstopp, das Risikoniveau jener Erkrankten, die nie geraucht hatten, kann man aber auch Jahre nach dem Rauchstopp nicht erreichen.

Aufzuhören ist für die Lebensqualität trotzdem nur ein Gewinn. „Ich sage meinen Patienten immer, dass es nie zu früh oder spät ist, um mit dem Rauchen aufzuhören“, so Mesnier. Bei jedem Arzttermin und jeder medizinischen Intervention sollte Patienten mit kurzen, klaren Botschaften deutlich gemacht werden, dass sich der Rauchstopp lohnt. „Sein Risiko für ein Ereignis wie Tod durch Herzinfarkt zu halbieren, wenn man nicht mehr raucht, ist für mich eine starke Botschaft.“ 

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